In diesem Winter habe ich viel mit meiner Glasfeder gezeichnet und geschrieben. Daher möchte ich sie einmal vorstellen.
Was ist eine Glasfeder?
Eine Glasfeder – so wie sie heute verkauft wird – ist ein Schreib- oder Zeichenwerkzeug, das vollständig aus Glas hergestellt ist. Sowohl der Griff als auch die Spitze bestehen aus Vollglas, d. h. sie sind innen nicht hohl. Sie hat eine feste Strichbreite und eignet sich daher gut für moderne Schriften oder Monoline-Zeichnungen.
Woher kommt die Glasfeder?
Es gibt verschiedene Versionen zur Geschichte der Glasfeder, die mal mehr und mal weniger als Tatsache dargestellt werden. Eine tiefergehende Recherche hat allerdings ergeben, dass diese nicht belegt sind. Tatsächlich scheinen die Ursprüngen der Glasfeder ungeklärt zu sein, was bedauerlich ist.
Eine verbreitete Version besagt, dass die Glasfeder entwickelt wurde, um eine langlebigere Alternative zu den weit verbreiteten Federkielen zu schaffen. Diese Federkiele wurden aus den Schwungfedern von Gänsen gefertigt, aber auch Federn von Raben, Schwänen, Truthähnen oder Pfauen kamen zum Einsatz. Die Herstellung dieser Kiele war aufwändig, und sie nutzten sich schnell ab. So konnte ein Schreiber durchaus fünf Gänsekiele pro Tag verbrauchen. Ein beeindruckendes Beispiel: Anfang des 19. Jahrhunderts wurden allein in Deutschland 50 Millionen Gänsekiele pro Jahr benötigt, was Federn von etwa fünf Millionen Gänsen entsprach – pro Vogel konnten nur 10 bis 12 geeignete Federn gewonnen werden.
Die Glasfeder hingegen zeigte eine wesentlich geringere Abnutzung. Allerdings waren die frühen Modelle nicht sehr stabil und gingen leicht zu Bruch. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts gelang es, robustere Glasfedern herzustellen, und es begann ein kleiner Siegeszug. Diese Federn waren nicht immer komplett aus Glas gefertigt; oft wurden Glasspitzen in Federhalter aus Holz oder in Füllfedern eingesetzt.
Doch der Erfolg war nur von kurzer Dauer. Bald kamen Metallfedern auf den Markt, die stetig verbessert wurden und deren Herstellungskosten sanken. Die Glasfeder geriet daraufhin zurück in ein Nischendasein.
Eine häufige Bezeichnung ist auch „Venezianische Glasfeder“, in Anlehnung an die berühmten Glasmanufakturen auf der Murano-Inselgruppe vor Venedig. Allerdings ist nicht belegt, ob dort tatsächlich Glasfedern hergestellt wurden. Wahrscheinlicher ist, dass das Glas unter anderem aus Lauscha in Thüringen stammte – dort werden Glasfedern bis heute produziert.
Der heutige Einsatz
Heute wird die Glasfeder vor allem in der Kalligrafie eingesetzt. Trotz ihrer harten Beschaffenheit lässt sich mit ihr angenehm weich schreiben oder zeichnen.
Üblicherweise wird die Glasfeder mit Tinte verwendet. Jede Tinte, die für Füllfedern geeignet ist, funktioniert auch hier. Zeichentuschen oder Glitzertinten können ebenfalls verwendet werden, jedoch sollte man vorher testen. Alternativ eignen sich flüssige Wasserfarben, verdünnte Acryl- oder Gouachefarben und vieles mehr – ich habe sogar von verdünntem Nagellack gehört.
Schreiben, Pflegen, Aufbewahren
Zum Schreiben wird die Spitze komplett in die Tinte getaucht und einmal am Rand des Gefäßes abgestreift. Die feinen Rillen der Spitze sorgen durch den Kapillareffekt dafür, dass die Tinte gleichmäßig auf das Papier abgegeben wird. Sollte die Glasfeder jemals anfangen zu kratzen, kann – laut einem Hersteller – die Spitze vorsichtig über sehr feines Schleifpapier (Körnung mindestens 400) gezogen werden. Bei mir war das bisher aber nicht nötig.
Nach dem Schreiben reicht es, die Glasfeder in Wasser auszuspülen. Beim Arbeiten mit anderen Farben ist es wichtig, die Feder vor dem Antrocknen der Farbe zu reinigen. Sollte doch einmal etwas antrocknen, hilft eine alte Zahnbürste oder, in besonders hartnäckigen Fällen, Nagellackentferner. Glas ist robust und verträgt einiges.
Für die Aufbewahrung ist Vorsicht geboten, da Glasfedern leicht brechen. Meine erste Glasfeder ging zu Bruch, als ich den Behälter umstieß, in dem sie stand. Meine aktuelle Feder bewahre ich in der Originalschachtel in einem Schrank auf. Das ist weder dekorativ noch schnell griffbereit, aber sicher.
Glasfedern kaufen
Wer sich eine Glasfeder zulegen möchte, findet diese in großen Künstlerbedarfsläden, Onlineshops für Kalligrafie oder in sehr gut sortierten Papeterieläden.
Muster mit der Glasfeder
Hast du schon Erfahrungen mit Glasfedern gemacht oder Tipps, die ich hier ergänzen sollte? Ich freue mich über deine Meinung!
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